Balkonkraftwerk bei Klassischer Nullung möglich?

3 Antworten

Ich würde generell keinen vorhandenen Stromkreis hernehmen - Egal, welche Netzform dieser hat.

Normale Steckdosenstromkreise sind darauf ausgelegt, dass lediglich Strom entnommen wird. Das heißt: es wird davon ausgegangen, dass der Strom immer Richtung Steckdose fließt. Also sozusagen Einbahnstraße.

Wenn du da jetzt einfach irgendwo Strom von anderwo her in so einen Kreis einspeist, fließt Strom entgegen der vorgesehenen Flussichtung, wodurch die Sicherung nun am falschen Ende der Leitung sitzt und die Wirksamkeit selbiger dadurch gefährdet wird.

Das kann ernste Probleme geben: Was ist z.B., wenn dieser Stromkreis kurzgeschlossen oder überlastet wird? Auf die max. 16A Stadtstrom aus dem Wohnungsverteiler kommen ja nochmal x A eigener Strom obendrauf. Wenn die vorhandene Leitung nicht die Summe beider Maximalstromstärken verträgt (wer hat schon zu TN-C-Zeiten, wo man am Kupfer für den PE gespart hat, 2,5mm² für Steckdosenkreise verlegt?), kann sie unter gewissen Umständen ins Schwitzen kommen, ohne dass irgendeine Sicherung auf diese Überlast reagiert. Und auch sonst müssen spätestens im Kurzschlussfall zwei Sicherungen ansprechen, damit es zur vollständigen Abschaltung kommt. Evtl. wird dein Balkonkraftwerk bereits überlastet, bevor du überhaupt die 16A erreichst (wie willst du den im Stromkreis befindlichen Verbrauchern "sagen", aus welcher Quelle sie wie viel Strom nehmen sollen?). Eine Stromleitung mit mehr als einem Einspeisepunkt finde ich daher sehr fragwürdig.

Eine technisch saubere Lösung wäre IMHO, sofern deine Anlage überhaupt ohne weiteres mit dem Stromnetz verbunden werden darf, ein weiterer Stromkreis nur für dein Balkonkraftwerk, der so gestaltet ist, dass er alle gestellten Anforderungen erfüllt und keinerlei andere Verbraucher versorgt. Dieser wird natürlich mit PE und ggf. FI installiert. Aus Sicht dieses Kreises ist der Wohnungsverteiler dann keine Spannungsquelle, sondern sozusagen ein großer Verbraucher, der den erzeugten Strom abnimmt.

Genau so ein Stromkreis wird mit "Einspeisesteckdose" gemeint sein :).

Woher ich das weiß:Hobby

RareDevil  04.08.2022, 06:01
wie willst du den im Stromkreis befindlichen Verbrauchern "sagen", aus welcher Quelle sie wie viel Strom nehmen sollen?

Die Frage ist nicht ernst gemeint, oder???

Auf die max. 16A Stadtstrom aus dem Wohnungsverteiler kommen ja nochmal x A eigener Strom obendrauf.

Nun, Balkonkraftwerke sind nur bis 600W zugelassen, was bei 230V gerade mal 2,61A mehr sind. Für den Überlastfall kann die Leitung schon was wärmer werden. Im Kurzschlussfall passiert rein gar nichts schlimmes, denn die Spannung bricht zusammen und die Kurzschlussleistung kommt aus dem Netz, da das Balkonkraftwerk direkt in die Knie geht und abschaltet. Damit löst die Sicherung aus. Und da Balkonkraftwerke (generell PV-Einspeisungen) ohne besondere Maßnahmen zur Inselversorgung bei Spannungsausfall abschalten müssen, würde das BK auch nicht endlos den Fehler einspeisen...

Wie aber so eine Einspeisesteckdose zu errichten ist, hab ich mich noch nicht mit beschäftigen müssen. Ob die an den Bestand dazu darf, oder separat gelegt werden muss, ist mir unbekannt. Wenn sie an den Stromkreis erweitert werden darf, muss aber zumindest diese Steckdose in TN-S ausgeführt und einen RCD haben. Also müsste man Im TN-C mit dreiadrig abgreifen und über einen RCD gehen und dann die Einspeisesteckdose anschließen... So ist es zumindest bei Erweiterung im TN-C-Netz mit Verbrauchersteckdosen möglich.

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Geht gleichermaßen.

Die zugehörigen Inverter müssen nur so gestaltet sein, dass sie im Inselbetrieb sofort abschalten. Das genau wird per Vorschrift stets gefordert. Mit anderen Worten: Wenn du den Stecker ziehst, wird dein Balkonkraftwerk aus Sicherheitsgründen sofort schnell abgeschaltet - unabhängig von der Netzform.

Wenn du aber eine neue Steckdose extra anbringen möchtest, hebst du den Bestandsschutz für Altanlagen auf und musst das ganze Netz auf TNC-S umverdrahten. Das hat aber nichts mit deinem Balkonkraftwerk zu tun.


Nittenau315 
Fragesteller
 04.08.2022, 01:08

Ja das ist ja genau das Problem das die Einspeise Steckdosen Vorschrift sind, vom Netzbetreiber ( Bayernwerk ) so viel ich weiß.

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Doktorelektrik  04.08.2022, 01:23
@Nittenau315

Das kann ich nicht für dich klären, ich habe nur die Frage beantwortet.

Das "soviel ich weiß" klingt nicht nach seriöser Recherche. Frage doch schriftlich beim Energienetzbetreiber nach, dann weist du auch Bescheid.

Wenn es so vorgeschrieben ist, musst du dich auch danach richten. Das muss dann in deiner Berechnung zur Wirtschaftlichkeit berücksichtigt werden.

Es ist wohl nicht der letzte Schnellschuss unserer politischen Energie-"Experten", der sich als Rohrkrepierer erweist....

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Laut VDE darfst du grundsätzlich schonmal rein garnichts machen, da du offensichtlich kein Fachmann bist.

Zu deiner Frage: ja, ist möglich. Mit klassischer Nullung kann man sogut wie alles machen. Nur bei einem FI braucht man einen aufgeteilten PEN. Bei festverdrahteten Geräten ist soweit ich weiß ein FI nichtmal zwingend erforderlich.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Elektriker für Energie- und Gebäudetechnik