Denken Menschen mehrheitlich (alle?) schablonenhaft?


07.11.2022, 11:41

Wer auch sehr stark schablonenhaft denken muss....

Politische Parteien und deren Mitglieder

BenniXYZ  06.11.2022, 20:40

Nein, blos was haben deine 4 Sätze unter der Überschrift, welche du selbst beantwortest, mit deiner Frage zu tun?

Gringo58 
Fragesteller
 06.11.2022, 20:45

Es gibt noch viele andere Schablonen..........

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Denken Menschen mehrheitlich (alle?) schablonenhaft?

Ja, alle. Die Gehirne der Menschen verwenden Faustregeln, sogenannte "Heuristiken". Heuristiken sind Abkürzungen des Denkens, wo man also etwas Genauigkeit hergibt und im Gegenzug viel ökonomischer denkt. Es spart Zeit und Energie. Würden die Menschen ganz ohne Heuristiken denken, käme gar nichts zustande. Die Menschen würden ständig pausierend dastehen und müssten etwas zuende denken. Das ist auch im Sinne der Evolution nicht gerade adaptiv gewesen. Im Gegenzug, wie gesagt, ist ihr Denken fehleranfälliger. Normalerweise wäre das halb so schlimm. Mal würde sich ein Mensch in die eine Richtung, mal in die andere Richtung irren.

Was es jetzt dramatisch macht, ist die Tatsache, dass ein anderer, der diese Heuristiken kennt, diese ausnutzen kann. Er manipuliert dann also einen anderen. Der Manipulierte macht dann nicht zufällig mal hier, mal da einen Fehler, sondern die Fehler, die er macht, sind systematisch. Nämlich so, wie es der Manipulateur zurechtlegt. Wenn sämtliche Fehler das Bild in eine bestimmte, vom Manipulateur gewollte Richtung verzerren, so kann sein, derjenige entwickelt die felsenfeste Überzeugung von etwas, das eigentlich kompletter Blödsinn ist. Durch Manipulation wird diese Überzeugung dann aufrechterhalten und derjenige kommt nur noch schwer dort heraus. Wenn er lange genug in diesem Film ist, so wird er auch mehr und mehr resistent gegenüber logischen Argumenten hinsichtlich des betreffenden Themas.

Wenn sich das alle Menschen mal klar machen wuerden, ginge es ruhiger zu in der Welt, nicht wahr ?

Nicht ganz. Viele Heuristiken und Denkfehler kann man den Menschen erklären, und trotzdem begehen sie sie. Es bedarf jahrelangem Training und Selbstreflexion, damit ein Mensch erheblich weniger Fehler begeht. Es gibt allerdings große interindividuelle Unterschiede. Manche Menschen wachsen so auf, dass sie gelernt haben, sie kommen am besten auf diese Welt klar, wenn sie sich selbst belügen. Andere entwickeln ein großes Korrektheitsmotiv. Wer bestrebt ist, korrekt zu urteilen, der gesteht sich auch eher ein, wenn er einen Fehler gemacht hat. Dieses Feedback kann er nutzen, um zu lernen, seine Fehler zu bemerken. Deshalb gibt es entschiedene Unterschiede der Menschen hinsichtlich der Fehleranfälligkeit. Der Unterschied liegt bei den meisten Fehlern einzig darin, dass der rational denkende die Heuristik wieder verwirft, und nicht etwa darin, dass er sie von Anfang an nicht benutzt. Denn die Heuristiken haben, wie oben erwähnt, einen adaptiven Sinn und müssen nicht erlernt werden. Sie gehören zum Menschsein dazu, völlig unabhängig von der Umwelt, in der ein Mensch lebt oder aufgewachsen ist.

Jeder Mensch macht Denkfehler, auch solche, die er nicht bemerkt. Die wenigsten denken das aber über sich. Die meisten Menschen meinen, ihnen würde das nicht passieren. Karl Popper nennt dies die "Illusion der Immunität".

Was würde also helfen, die Welt einen besseren Ort zu machen? Meiner Meinung nach eine liebevolle Erziehung, in welcher die Kinder nicht bestraft werden, sondern bspw. logische Konsequenzen gezogen werden. Wo die Kinder eine eigene Meinung haben dürfen, wo mit ihnen diskutiert wird, und mit einer lockeren Fehlerkultur, wo die Kinder keine Angst vor Fehlern haben und wissen, dass man aus Fehlern lernen kann.

Bei Erwachsenen würde vielleicht noch helfen, wenn sich Menschen wie du - mich zähle ich auch hinzu - die auf dieses Problem aufmerksam sind, vornehmen, gemäßigt mit anderen Menschen bei Meinungsverschiedenheiten zu diskutieren. Der andere hat es so leichter, seinen Fehler vor sich und anderen einzugestehen. Mit einem freundlichen Umgang kann man auch gezielt auf Fehler aufmerksam machen, wenn man es richtig anstellt, d. h. so, dass der andere sich nicht hart kritisiert fühlt. Gekonnt Fragen zu stellen ist hier meist besser, als zu sagen: "Du irrst dich! Du hast etwas falsch gemacht!" Besser ist z. B.: "Wie erklärst du dir dann, dass xy?" etc.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Amadeus2000  08.11.2022, 09:46

Danke für den Stern 🤩.

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Nobodyrotz  30.11.2022, 10:31

Das Zauberwort heißt Empathie. Nur durch permanent praktizierte Empathie kann es Frieden geben. Allerdings habe ich (68), als hilfloser Schwächling und Gewaltopfer, lebenslang erfahren müssen, dass weit weniger als 1% der Menschen empathisch sind.

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Das ist nicht so leicht zu ändern.

Das menschliche Gehirn funktioniert in Schubladen, oder Schablonen, wie du es nennst. Trotz all unserer Technik und (geistigen) Entwiklung sind wir immer noch darauf "programmiert" unsere Umgebung möglichst schnell zu erfassen. Das ist wichtig für ein Lebenwesen, das sowohl Räuber als auch Beute ist.

Das schnelle Einordnen von Informationen in möglichst einfache Kategorien im Sinne von "Gefährlich/Ungefährlich" läuft automatisch ab und einmal getroffen, bleibt diese Einordung erstmal bestehen.

Ob es ruhiger zuginge? Nein. Wie gesagt, trotz seiner Intelligenz ist der Mensch immer noch ein ziemlich einfach gestriktes Tier. Und die größte Bedrohung für ein Individuum ist immer die eigene Art. Solange es Möglichkeiten des "Wir gegen Sie" gibt, wird es auch zu Konflikten kommen. Das liegt in der Natur der Sache.

Fast alle denken so, wie die Medien ihnen das beibringen. Kaum einer hinterfragt.

Ob es dann aber ruhiger in der Welt würde, wenn sie sich besser informieren würden, ist fraglich.


grandissimi  06.11.2022, 20:02

Auf den Punkt gebracht.

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AndreasSchendel  06.11.2022, 20:06

Aber auch das Vertrauen in die Massenmedien ist wiederrum die Sicht aus eigener Perspektive. Der Eingangskommentar ist hier ebenfalls anwendbar.

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Wunderowunder  07.11.2022, 08:48

Die meisten Menschen glauben, dass sie sowieso nichts ändern können und stecken deshalb den Kopf in den Sand. Die meisten Menschen wollen überhaupt nicht wissen, was die Medien sagen, die sie selbst nicht konsumieren. Denn es ist unbequem und kostet Zeit und Arbeit, sich mit Hintergründen zu beschäftigen. Da glaubt man lieber, was einem vorgekaut wird, wenn alle das machen, dann wird es ja richtig sein, da muss man das kleine Gehirnchen nicht anstrengen. Wohlstandsverwahrlosung.

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Ja.

Natürlich.

Es ist nicht nötig, sich als Einstein zu gerieren, wenn man z.B. einen Supermarktbesuch plant und sich dabei routinemäßig an die bekannten Öffnungszeiten hält. Oder sich wärmer anzieht, wenn es draußen kälter wird...:-)

"Jede/r schaut auf die Welt mit SEINER Perspektive,

mit seiner Form von Interpretationen"

Du irrst dich, nicht alle Menschen, es gibt auch welche die objektiv sind, auch wenn dir das möglicherweise schwer fallen wird zu glauben.