Elektroauto - und dann?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich habe in meinem Freundeskreis tatsächlich zwei Personen, die ein Elektroauto hatten und sich davon trennten aus unterschiedlichen Gründen. Mit beiden habe ich intensiv drüber geredet, zumal ich mich auch für Technik interessiere und es ein Hobby ist, dass mich (unter anderem) mit beiden verbindet.

  • Ein Kumpel hat sich im Juni 2021 einen Opel Mokka-e gekauft - den Ersten, den der hiesige Opelhändler überhaupt ausgeliefert hat. Ein schönes Auto, ich durfte auch einige Male damit fahren. Er hatte vorher immer 5er BMWs gefahren und wollte nach mit fast 70 auf etwas Kleineres umsteigen, Elektro reizte ihn und der Mokka habe ihm sofort gefallen. Der Mokka fuhr gut, war qualitativ sehr hochwertig und hat mir auch gut gefallen, das Auto war leicht zu bedienen und sogar die Soundanlage war hochwertig. Nach zwei Jahren trennte er sich überraschend davon und meinte, so ganz habe ihn das Konzept nicht überzeugt. Er hat sich dann einen Astra Kombi Automatik als Benziner geholt und bemerkte, dass er als Rentner gern Touren unternimmt und das Ladesäulennetz nicht nur lückenhaft sei, sondern auch die Touren in die Länge ziehe. Den Benziner tankt er in fünf Minuten, der Mokka "ruhte" stundenlang. Die Reichweite habe mit der Zeit auch abgenommen. Auch sagte er, dass es abseits der Stadt entgegen aller Versprechungen der Politik nicht einfach sei, ein Elektroauto zu laden - den Otto oder Diesel kannst du in jedem dritten Dorf an irgendeiner Esso rund um die Uhr auftanken. Er habe den Wechsel "zurück" nicht bereut.
  • Ein anderer Kumpel, ca. 50 Jahre und Familienvater auf dem Land, leaste 2018 oder 2019 einen kleinen Skoda Citigo Elektro als Zweitwagen für die Kurzstrecke und den Weg zur Arbeit ins Nachbardorf. Er hatte vorher einen alten Golf III aus den 90ern. Mit dem Citigo durfte ich auch mal fahren, das Teil war recht "quirlig" zu fahren wie ein Go-Kart :-). Als das Leasing auslief, stieg er überraschend auf einen kleinen Seat mit Verbrenner (Benziner) um. Das tat er laut dem Gespräch darüber, weil er in der Zwischenzeit nicht mehr so überzeugt war von der Umweltfrage bezüglich der Entsorgung des Elektroautos und der Batterien.

Meiner Meinung nach ist diese Elektrogeschichte nicht zuende gedacht. Die Deutschen retten zwar gern die Welt oder versuchen es, aber sie scheitern damit seit zehn Jahren immer und immer wieder kläglich, egal ob politisch oder energiewirtschaftlich - sie denken die Sachen nicht durch, weil sie immer vorpreschen wollen.

https://www.youtube.com/watch?v=sxSrDDQoTG4

Ich habe mir einige Zeit lang ernsthaft überlegt, auch einen Opel Mokka-e zu kaufen, aber mir sagte dann der Opelhändler im Vertrauen, dass es sich nicht lohne und er es noch nicht empfehlen kann, weil Erfahrungswerte fehlen und man sowieso abwarten müsse, ob Elektro nicht doch ein Griff daneben sei.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

AriZona04 
Fragesteller
 01.12.2023, 08:39

Gaaanz lieben Dank für die ausführlichen Schilderungen! Ich freue mich sehr, dass Du Dir die Zeit genommen hast. Danke für Deine Ehrlichkeit!

Vom Inhalt her hatte ich nichts Anderes erwartet. Leider. Ich finde Deinen Beitrag extrem hilfreich - für alle, die hier mitlesen. Jaaa - wir Deutschen sind ja so toll. Und haben bei diesem Thema doch keine Ahnung von (fast) nichts.

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rotesand  01.12.2023, 09:03
@AriZona04

Gerne - ich beantworte nicht wahllos, dafür aber genau dort, wo ich nach bestem Wissen und Gewissen etwas beisteuern kann, das auch zutreffend ist.

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Ich habe einige gute Freunde die E-Autos haben (ich selbst nicht), und die würden sich alle wieder eines kaufen. Aber die haben auch alle

- Ein überdurchschnittliches Einkommen, sodass sie sich die höheren Anschaffungskosten leisten können

- Ein Eigenheim mit Wallcharger. Einer sogar mit Photovoltaikanlage. 2 haben auch kostenlose Ladeststionen direkt auf der Arbeit. Ohne diese Lademöglichkeit daheim könnten sie sich kein E-Auto vorstellen, höre ich öfter.

- Bis auf einen haben alle noch einen zweiten Wagen mit verbrenner für weitere Fahrten.


AriZona04 
Fragesteller
 01.12.2023, 10:14

Den letzten Satz finde ich sehr interessant!

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CaptainJ847  01.12.2023, 11:27
@AriZona04

Familien mit Kindern, die brauchen eh 2 Autos. Und da ergänzen sich due vor und Nachteile der Konzepte halt ideal.

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Sie haben eine große Zukunft. Sieht man sich die Details der Personen an, die wieder zurückwechseln liegen oft Bedingungen vor, die sehr speziell sind.

Typisch ist häufiger Hängerbetrieb oder eine Familiengröße in der das Angebot an Elektroautos noch nicht ausreichend ist. Bspw. VW Bus.

Eher selten sind die Bleifußfahrer frustriert, diesen Personenkreis gibt es aber auch, schnell fahren können die Elektroautos zwar aber dann nicht besonders weit.

Der normale Fall ist eher, dass man nach einem Wechsel nie wieder zurück will. Auch hier gibt es inzwischen diese „hatte“ Fraktion aber nur, weil man sich danach erneut ein Elektroauto geholt hat.

Hab als Dienstwagen einen ID4 bestellt und warte im Moment auf die Auslieferung.

Für das Elektroauto muss ich nur 0,25% geldwerten Vorteil versteuern (beim Diesel 1%), und die einfache Anfahrt muss ich auch zu 1/4 versteuern. Somit habe ich mehr Nettogehalt und kann mir mehr Kekse kaufen ;-)

Freunde vom mir haben jetzt nach 2 Audi E Tron einen Tesla Modell Y. Der Tesla ist das qualitativ deutlich schlechtere Auto. Aber wie heißt es so schön, einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.

Die Familie kommt überall damit hin. Man muss halt anders planen als mit einem Konventionellen Auto