Ist das angemessen, dass Schüler/innen einen Vorteil aufgrund einer psychischen Störung bekommen?

5 Antworten

Lehrer sind auch Pädagogen und im Normalfall sollten sie nur das Beste für ihre Schüler wollen. Merken sie, dass ein Schüler introvertiert ist, sich nicht gerne meldet, aber dennoch aufmerksam ist und im Unterricht still mitarbeitet, so können sie andere Faktoren, z.B. schriftliche Hausarbeiten, (schriftliche) Abfragen, schriftliche Übungsaufgaben (keine Prüfungen!), usw. mehr gewichten (die ohnehin alle zur mündlichen Note zählen), sodass sie anderen Schülern gegenüber keinen Nachteil haben. Inzwischen sollte man so weit sein, und die individuelle Persönlichkeiten der Schüler anerkennen. Einen Nachteil haben die Extrovertierten dadurch nicht.

Bei attestierten Krankheiten hoffe ich doch, dass jeder Lehrer so handelt, statt dem Schüler langfristig zu schaden. Ob sie es müssen, weiß ich nicht. Das entscheidet die Schulleitung.

Die "mündliche" Note zählt aber dennoch zu 50%. Es wäre nicht fair den anderen gegenüber, wenn ein Schüler das gesamte Jahr schlafen dürfte und nur zu den Prüfungen Leistung liefern müsste.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Medizinstudium

derdorfbengel  11.01.2018, 22:22

Zeige mal den Studienplan, der Lehrer zu Pädagogen macht.

0

Derjenige erhält keinen Vorteil (er hat dadurch ja nicht bessere Chancen als ein anderer Schüler), sondern hat durch seine psychischen Probleme ein Leben lang einen (gewaltigen) Nachteil. Das was hier passiert nennt sich Nachteilsausgleich und ermöglicht demjenigen Teilhabe am normalen Leben. Die Höhe und Art dieses Ausgleichs bestimmen professionelle Pädagogen, Ärzte und Psychologen. Das ist nicht nur fair, sondern für eine Gesellschaft in der Menschen mit psychischen oder physischen Schwierigkeiten akzeptiert und nicht links liegengelassen werden sehr wichtig.

Genauso ist es ein Nachteilsausgleich, wenn einem körperlich Behinderten der Sportunterricht durch zum Beispiel Gewichtungsänderungen nicht zum Hindernis wird. Das ist genauso fair und wichtig.

Und jemand der seinen Mitmenschen dieses kleine bisschen Fairness nicht gönnt, der soll bitte niemals auf Hilfe durch die Gesellschaft hoffen.


fluffiknuffi2  11.01.2018, 18:53
Das was hier passiert nennt sich Nachteilsausgleich und ermöglicht demjenigen Teilhabe am normalen Leben.

Inwiefern? Wenn ein Staat mit - mir fällt kein besserer Vergleich ein, suboptimale Wortwahl ist im folgenden nicht beabsichtigt - einer schwachen Währung meint er hat nicht genug Geld, dann ist es auch keine Lösung, einfach mehr Geld zu drucken. Die reale Leistung bleibt unverändert. So ist es hier auch. Die Note zu beschönigen behebt das eigentliche Problem nicht. Der Nachteil wird im Beruf in jedem Fall bestehen. Ihn schönzureden ändert daran doch nichts?

0
HansImGlueck178  11.01.2018, 18:59
@fluffiknuffi2

Der Nachteil wird in Berufen, die kein soziales Talent erfordern, nicht wirklich bestehen. Damit derjenige aber noch eine Chance hat einen dieser Berufe auszuüben (zu denen er ja der Leistung nach vollkommen geeignet ist) wird ihm eben ein Nachteilsausgleich gewährt.

Deine Meinung nach sollte ein intelligenter aber körperlich stark eingeschränkter Mensch auch kein Abitur bekommen, weil er ja die ganze Schulzeit lang 0 Punkte in Sport hat. Ist eine super menschenfreundliche Ansicht

1
fluffiknuffi2  11.01.2018, 19:10
@HansImGlueck178
Deine Meinung nach sollte ein intelligenter aber körperlich stark eingeschränkter Mensch auch kein Abitur bekommen, weil er ja die ganze Schulzeit lang 0 Punkte in Sport hat.

Das hast du jetzt gesagt.

Mein Gedankengang wäre da eher, dass der Fehler ist, dass das Fach Sport überhaupt darüber mitentscheiden kann, ob jemand für die Hochschule "geeignet" ist oder nicht. Hat jemand aber bspw. eine völlige Mathematikschwäche und ist absolut außerstande Mathematik zu verstehen, dann ja, sollte dieser Person die allgemeine(!!!) Hochschulreife auch nicht zugestanden werden. Wiederum stellt sich hier analog zu der Überlegung von oben auch allgemein die Frage inwiefern ein einzelnes Fach für eine Hochschuleignung relevant ist, falls es für den angestrebten spezifischen Studiengang irrelevant ist.

Das Problem, das ich mit deiner Argumentation habe ist, dass es mir nicht fair erscheint aufgrund einer bestimmten (spezifischen) Benachteiligung einen generellen Vorteil zu gewähren. Menschen sind verschieden. Mit verschiedenen Schwächen und Stärken. Deiner Argumentation zufolge ist es fair, wenn man ab einer bestimmten Ausprägung einer "Schwäche" bestimmte generelle Vorteile bekommt. Wie kann das fair sein?

Wenn dann wäre es für mich eher irgendwie so denkbar: Es gibt ein "bestandenes eingeschränktes Abitur" mit einem Verweis auf die Benachteiligung und die Unis müssen dann fallbedingt entscheiden, ob sie die Person für ein Studium zulassen. Und wenn die Leistung im Sportunterricht oder im Unterricht X dafür nicht genügt, dann ist das so und die Person kann dieses Studium dann nicht beginnen.

1
HansImGlueck178  11.01.2018, 19:17
@fluffiknuffi2

Du verstehst anscheinend nicht, dass kein genereller Vorteil gewährt wird. Bei einem Nachteilsausgleich an (Hoch)Schulen wird, wenn es irgendeine Möglichkeit gibt, lediglich die Art des Leistungsnachweises geändert. Für jemand mit einer schweren sozialen Phobie werden dann die mündlichen zu schriftlichen Nachweisen. Derjenige hat ja den gleichen Bildungsstand wie seine Mitschüler, kann ihn nur nicht auf dieselbe Weise nachweisen.

Und das was ich gesagt habe ist nur eine logische Fortsetzung deiner Aussage

1
fluffiknuffi2  11.01.2018, 19:00
Genauso ist es ein Nachteilsausgleich, wenn einem körperlich Behinderten der Sportunterricht durch zum Beispiel Gewichtungsänderungen nicht zum Hindernis wird. Das ist genauso fair und wichtig.

Ich verstehe das nicht wirklich. Fakt ist doch: Der körperlich Behinderte ist zu bestimmten sportlichen Leistungen nicht in der Lage. Man kann nun den Maßstab anpassen, aber wer gewinnt dadurch? Und gerade hier geht es doch noch weiter: Wenn der körperlich Behinderte nichts für seine "schlechte" Leistung kann, wieso kann dann der unsportliche etwas dafür? 

 Das ist genauso fair und wichtig.
Und jemand der seinen Mitmenschen dieses kleine bisschen Fairness nicht gönnt, der soll bitte niemals auf Hilfe durch die Gesellschaft hoffen.

Ich empfinde das Thema als sehr schwierig. Es stellen sich halt grundlegende Fragen wie "was ist fair". Der Intention hinter dem Ganzen kann ich wohl im Prinzip zustimmen. Schwierig ist aber, wie man konkret in der Praxis das dann umsetzt. Inklusion wäre da auch ein spannendes Thema.

0
HansImGlueck178  11.01.2018, 19:02
@fluffiknuffi2

Der Unsportliche ist zu diesen Leistungen in der Lage, sei es durch Üben. Der Behinderte nicht.

Das heißt aber nicht, dass dem Behinderten schulisch keine Möglichkeiten gegeben werden dürfen, denn das wäre unfair.

Ein Stephen Hawking zum Beispiel hätte, wenn er nicht erst als junger Erwachsener erkrankt wäre, zu seiner Zeit komm so eine Chance gehabt.

1

Die immer mehr um sich greifenden Ausgleichssysteme für allerlei Benachteiligungen greifen das System der bisher gesehenen Gerechtigkeit bei der Leistungsbewertung in der Tat an. Wer heute keine Bestleistungen erbringt und keine psychiatrischen oder psychologischen oder anderen Gutachten beibringt, vergibt seine Chancen und gerät ins Hintertreffen.

Schon deswegen haben z.B. Kinder aus der Unterschicht oder Einwandererhaushalten weniger Chancen auf schulischen Aufstieg als die aus biodeutschen Mittelschichten.

Man kann sich aber auch andererseits mal fragen, ob Zensurengebung vorher überhaupt jemals fair gewesen wäre.

Eine nähere Befassung, über die Ebene eines naiven Grundvertrauens in Obrigkeiten hinaus, gibt das nicht her. Zum Einstieg ist diese Sendung top:

https://www1.wdr.de/fernsehen/quarks/sendungen/uebersicht-schulnoten-100.html

Du fragst verkehrt herum. Der Schüler mit der Störung hat einen Nachteil gegenüber den "Normalos". Dieser Nachteil kann ausgeglichen werden. Wie dieser Nachteilsausgleich stattfindet hängt von der Art der Störung ab und wird von der Lehrerschaft, Sozialpädagogen, Pyschologen und Ärzten auf Antrag beraten und vom Schulamt genehmigt.

Ohne Attest eh nicht und auch dann denke ich nicht.