Merkt man sich negative Dinge besser als positive? Warum? Wie kann man es ändern?

13 Antworten

Die sehr unterschiedlichen Meinungen zu diesem Thema zeigen eines sehr deutlich: Die Frage läßt sich weder mit JA noch mit NEIN beantworten.

Was haltet Ihr von folgender Erklärung?

Erinnerungen werden immer durch etwas ausgelöst, was einem in diesem Moment nicht mal bewußt sein muß. Das kann eine vergleichbare Ausgangssituation sein, ein vergleichbares Ergebnis, vergleichbare Handlungen, die Erwähnung oder der Anblick einer oder mehrerer damals beteiligter Personen oder ... oder ... Je nachdem, ob mein Gehirn diesen Auslöser als positiv oder negativ empfindet und ob ich mich gerade in einer positiven oder eher negativen Grundstimmung befinde, wird in meinem Gehirn vorzugsweise eine positive oder eine negative Erinnerung assoziiert.

Daß hier subjektive Faktoren eine entscheidende Rolle spielen, wird durch die Empfindungen alter Ehepaare gestützt, die über 40, 50 Jahre zusammengelebt haben, deren Erinnerungen aus dieser Zeit sich drastisch unterscheiden können (aber natürlich nicht müssen). So mag der eine Partner ein notorischer Schwarzseher sein, währen der andere mit einer rosaroten Brille durchs Leben geht. Und schon glaubt der Interviewer, daß beide nie etwas gemeinsam erlebt haben.

Die Unterschiede in der Wahrnehmung ein und desselben Ereignisses kann man nicht wirklich ändern - so wenig, wie man seinen eigenen Charakter ändern kann.

Indem man täglich dankt für alles Gute, das man bekommen hat. Sich das immer wieder bewußt macht, und die Wunden, die aus der Vergangenheit schmerzen, systematisch damit heilt.

Ja, das ist so, weil du dich mehr damit beschäftigen musst. Ist zB jemand freundlich zu dir, nimmst du das entgegen und freust dich, weiter ist aber nicht viel. Ist aber jemand böse gegen dich, setzt du dich vielleicht zur Wehr, rechtfertigst dich, fragst dich vielleicht auch, woran das liegt, usw. Du betreibst selbst viel mehr Aufwand, um mit dieser unschönen Situation fertig zu werden. Du versuchst, sie zu beenden, du beschäftigst dich damit. Also merkst du sie dir auch besser.

Ändern kannst du das, indem du an jedem negativen Erlebnis die gute Seite suchen gehst. Ich bleibe bei dem Beispiel oben - Kann sein, dass jemand für dich Partei ergreift, oder dass du erkennst, dass ein vermeintlicher Freund gar keiner ist, oder dass du dir überlegst, wie du dich gegen solche Angriffe besser wehren kannst. Das wären positive Seiten dieses negativen Vorfalls.

Jedes negative Ding hat seine positive Seite - umgekehrt aber auch. Übe dich einfach darin, sie zu sehen. Stelle dir ein paar Dinge vor, die für dich klar negativ sind. Suche die gute Seite davon. Beispiel: Bein gebrochen - eine nette Person im Spital kennen gelernt, bemerkt, wie wichtig die Beine sind. Auch an wirklich schlimmen Ereignissen gibt es eine positive Seite. Möglicherweise braucht man da länger, sie zu finden.


erhrz  13.03.2013, 00:24

Das was du hier sehr schön beschreibst ist Prägung. Hat aber mit Erinnerung nicht viel gemein. Das führt dazu, das man irgendwann in einer bestimmten Situation auf eine bestimmte Art und Weise reagiert, aber man könnte nicht sagen wieso weshalb warum. Das ist auch ein großes Problem in der Psychotherapie, dass ein bestimmtes Verhalten / Muster durch jahrelange Prägung / Gewöhnung und viele kleine Ereignisse, die sich alle ähneln, entsteht als durch ein einprägsames großes Ereignis. Man "erlernt" quasi in vielen kleinen Schritten ein Verhalten, welches sich dann automatisiert Abspult. Z.B. das Erlernen einer Kampfsportart funktioniert u.A. gezielt auf diese Art und Weise. Dem gegenüber steht zwar die Theorie der Phobien Entstehung durch einmaliges einprägsames Ereignis. Dennoch wissen die meisten Phobiker nicht woher die Angst vor irgend etwas rührt.

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gamine  24.03.2013, 13:50
@erhrz

Nein. Ich habe hergeleitet, woran es liegt, dass gewisse Leute sich an gewisse Dinge mehr erinnern, nämlich, weil sie sich mehr damit beschäftigen.

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Nein tut man nicht. Das Gehirn funktioniert genau anders herum. Negative Erfahrungen v.A. Schmerzen werden nicht wirklich gespeichert und sind auch nicht "errinerbar". Das Gehirn hat sehr gute Schutzmechanismen gegen negative Erfahrungen. Das führt soweit, dass z.B. Missbrauchsfälle von Kindern seltener aufgedeckt werden weil das Gehirn sie aktiv verdrängt, oder mit abstrusen Schutzmechanismen reagiert. In den USA läuft soetwas z.B. unter "gespaltene Persönlichkeit" bzw. dissoziative Persönlichkeitsstörung. Wo ein Kind eine Person "erfindet" um das Trauma von sich weg zu halten. In Deutschland ist das m.E. aber noch nie wirklich diagnostiziert worden.

Das Erinnern passiert nur -z.B. bei einer Depression oder Posttraumatischer Belastungsstörung- weil man den Gedanken beständig aktiv vor seinem inneren Auge wälzt . Das hat aber mit dem merken an und für sich nichts zu tun.


sachlich  12.03.2013, 23:51

gute antwort

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Hallo Zocker,

normalerweise ist es umgekehrt.

Das ist so eine Art Selbstschutz, damit man sich das Leben angenehm machen kann. Deshalb bleiben die guten Erinnerungen länger haften.

Bei mir ist es leider so, dass ich mir die negativen Erlebnisse sehr lange merke. Das hängt vielleicht auch mit meiner depressiven Grundstimmung zusammen.

Seit ein paar Jahren versuche ich, positiv zu denken. Denn wenn sich negative Prophezeiungen selbst erfüllen, müsste es mit den positiven doch auch klappen. Und der Erfolg gab mir recht.

Aber dennoch weiß ich viele negative Erlebnisse aus meiner Kindheit noch und kaum positive. Sie sitzen zu tief.

Alles Gute

Virginia