Narben Krankenschwester

4 Antworten

Du würdest gern Krankenschwester lernen - das gern in dem Satz bedeutet schon mal, dass du in die richtige Richtung denkst ;)!

Als Pflegehelferin hast du ja schon mal Einblick bekommen was dein Berufswunsch erfordert und so brauche ich dir sicher nicht groß erklären wie hart und aufreibend diese Arbeit ist, d.h., weniger die Arbeit an sich sondern der Streß, der durch chronische Unterbesetzung und ständigen Zeitdruck entsteht.

Mit dieser Belastung sind selbst psychisch vollkommen gesunde und körperlich fitte Pflegekräfte manchmal überfordert, vor allem weil sie einen großen Teil ihrer Zeit für eine akkurate Dokumentation aufbringen müssen wobei dann zu kurz kommt, dass sie auf die Bedürfnisse der Patienten oder Heimbewohner so intensiv eingehen können wie sie eigentlich möchten und sollten.

Das kann eine enorme seelische Belastung sein, die so mancher/m schon die Freude an dem ansonsten anspruchs.- und sinnvollen, soweit sehr schönen Beruf verleidet hat.

Auch körperlich wird dir Einiges abgefordert, aber das weißt du sicher schon.

Zudem ist die Ausbildung sehr langwierig und umfangreich - berufsbegleitend zur Pflegehelferin musst du dazu schon einen sehr starken Willen und noch mehr Energie haben oder zumindest einen Arbeitgeber, der dein Vorhaben sehr unterstützt, dir bzgl. Arbeitszeit und Lohn sehr entgegenkommt.

Deiner Schreibweise nach würde ich dir das alles zutrauen, denn dumm bist du ganz sicher nicht und ich stimme Superanonym zu, dass deine eigenen schlimmen Erfahrungen auch von Vorteil sein können weil du dich in das (seelische) Leiden anderer Menschen besser hineinversetzen kannst - du müsstest allerdings unbedingt lernen, eine gewisse professionelle Distanz zu halten, dich also nicht vollkommen damit zu identifizieren weil die seelische Belastung sonst zu groß wird.

Aus all diesen Gründen würde ich dir empfehlen, erstmal eine Ausbildung zur sozialen Betreuerin zu machen (Alltagsbegleitung für Demenzkranke nach §87b). Dieser Paragraph wird inzwischen auch auf pflegebedürftige Menschen angewendet, die in ihrer "Alltagskompetenz erheblich eingeschränkt" sind - das Arbeitsfeld ist also sehr umfangreich.

Da seit 2008 Alten.- und PflegeHeime verpflichtet sind, für eine bestimmte Anzahl betreuungsbedürftiger Bewohner eine/n Betreuer/in einzustellen gibt es in der Richtung genug Arbeitsplätze und deshalb werden die Kosten für die Ausbildung von den Arbeitsämtern sehr gerne übernommen wenn du überzeugend die nötige Motivation zeigst.

Vorteile:

Die Arbeit erfordert wenig physischen Einsatz (im Vergleich zu Pflege), dafür eine Menge Einfühlungsvermögen und Ideenreichtum um für die Menschen, die dir anvertraut werden genau das Richtige herauszufinden womit du ihnen Freude machen kannst.

In gewisser Weise ist genau das deine Aufgabe, was dir als Pflegekraft oder Krankenschwester aus Zeitgründen nicht möglich ist: in Gesprächen auf die Leute eingehen, Erinnerungen auffrischen, Spaziergänge und Gartenarbeit ermöglichen, die Zimmer verschönern, Vorlesen, Bücher, Filme und Musik besorgen, Veranstaltungen und Ausflüge mitorganisieren, zu kreativen Tätigkeiten motivieren (Dekos basteln, malen, töpfern, nähen, kochen, backen uvm.), zu Spielen anregen, ggfs.Tiere mit einbeziehen und was dir sonst noch so einfällt - je nach den Möglichkeiten, den Interessen und den Wünschen der TeilnehmerInnen.

Diese Arbeit ist unglaublich vielseitig und spannend - anstrengend auch, weil du dich auf die Bedürfnisse, die körperlichen und geistigen Resourcen jeder/s Einzelnen sowie auf die Erfordernisse der Pflegeplanung immer wieder neu einstellen musst, aber jedes Lächeln, das zurückkommt gibt auch eine unbeschreibliche Power und wenn das Betriebsklima stimmt sind der eigenen Kreativität kaum Grenzen gesetzt und das macht gleichermaßen Sinn wie auch Spaß :).

Nebenbei kannst du den Pflegekräften auch ein paar zeitaufwändige Aufgaben abnehmen indem du hilfst, das Essen zu servieren, anzureichen (was den Bewohnern ermöglicht, ohne Zeitdruck zu essen) und/oder das Geschirr zusammenzuräumen - unter Einbeziehung der Bewohner, was ihnen das wichtige Gefühl gibt, sich ebenfalls nützlich zu machen. So ist allen Beteiligten gedient.

Außerdem hast du, wenn alles rund läuft, auch noch die Möglichkeit, dich vielfältig weiterzubilden: da käme z.B. eine Fortbildung zur Ergotherapeutin in Frage und/oder Hospizarbeit, die auch der eigenen Sicht zu Tod und Sterben ganz neue Einblicke ermöglicht: beides verliert an Schrecken während der Wert des Lebens ein ganz neues Gewicht bekommt, also in hohem Ausmaß an Wert gewinnt.

Wenn dich die Arbeit in einer Alten.- oder Pflegeeinrichtung zu sehr belasten würde, hättest du auch die Option, dich als Betreuerin bei einem ambulanten Pflegedienst zu bewerben oder dich sogar selbständig zu machen. Dann kommen zu den Aufgaben noch Fahrdienste und leichte Hausarbeiten hinzu, eventuell auch Urlaubsbegleitung, was ebenfalls interessante Aussichten bietet... ;).


veritas55  19.01.2013, 15:53

Jetzt bin ich gar nicht mehr dazu gekommen auf deine eigentlichen Fragen einzugehen:

Die Narben kannst du ja durch langärmlige Shirts und Blusen so lange überdecken bis du einen festen Vertrag und mit deiner Arbeit überzeugt hast - wenn dich erstmal alle kennen und mögen und dich nicht mehr missen wollen dürften deine Vergangenheit keine Rolle mehr spielen sondern eher Verständnis sowie Bewunderung hervorrufen, dass du deine Probleme so gut in den Griff gekriegt hast ;).

Und wenn du erstmal in einem Arbeitsumfeld gut integriert bist steht dem auch Nichts im Wege wenn du dich dann noch als Krankenschwester weiterbildest - falls du das dann noch willst ... Dann wird ein/e kluge/r Chef/in dich dabei nach Kräften unterstützen ;)!

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ich finde solche leute toll

sie haben nämlich schon was erlebt und solchen vertraue ich auch persönlich gleich mehr

du hast eben keine tatoos, du hast narben

ich würde dich einstellen!

Ich würde sagen, versuche es einfach. Wenn Du früher psychische Probleme hattest, heißt das ja nicht, dass es heute auch noch so ist. Also ---> Versuch macht kluch ;o) Viel Glück!

Vielleicht gerade dann? Du hast bereits etwas durchgemacht und hast jetzt das Bedürfnis, wiederum anderen Menschen mit ihren Problemen zu helfen.