Was ist der Klimabaum schlechthin?

3 Antworten

Den Klimabaum schlechthin gibt es nicht. Ansätze, wie die klimaresistenten Wälder der Zukunft aussehen könnten, gibt es viele. Die meisten Ansätze basieren aber auf dem Prinzip "Versuch und Irrtum".

Ein großes Problem ist nämlich, dass der Klimawandel in der Forstwirtschaft lange ignoriert wurde. Mit Versuchen, welche Baumarten dem Klimawandel in Zukunft gut standhalten könnten, wurde erst vor wenigen Jahren systematisch begonnen. Solche Experimente sind aber Langzeitexperimente. Das heißt, dass wir verlässliche Ergebnisse darüber, welche Baumarten gut funktionieren werden und welche nicht, erst in 50, 60 Jahren vorliegen haben werden, wenn es längst zu spät ist. Denn der Umbau der Wälder müsste schon jetzt erfolgen. Deshalb erfolgen viele Umbauprojekte gewissermaßen auf Gut Glück.

Einigkeit besteht eigentlich nur darin, dass Monokulturen der Vergangenheit angehören werden. Dass Monokulturen auf den Klimawandel schlecht reagieren können, sehen wir bereits jetzt. In ganz Deutschland sind in den letzten fünf Jahren riesige Fichtenfortflächen vernichtet worden. Die Fichte (Picea abies) ist eigentlich ein Baum des Hochgebirges und der höheren Lagen von Mittelgebirgen, also an ein eher kühles und nicht zu trockenes Klima angepasst. Weil sie aber schnell wächst, wurde sie flächendeckend in den Tieflagen angepflanzt und zu dem Brotbaum der Forstwirte schlechthin. In den vergangenen Sommern hat es zu wenig geregnet und die Fichten gerieten unter Trockenstress. Viele Bäume verdursteten. Hinzu kam, dass gestresste Bäume weniger widerstandsfähig gegen Schädlinge, insbesondere den Buchdrucker (Ips typographus) sind. Der befällt im Normalfall nur kranke Bäume, konnte jetzt aber auch die gestressten, eigentlich sonst gesunden Bäume befallen. Hinzu kommt noch, dass die Trockenheit und die Wärme dem Entwicklungszyklus der Buchdrucker zugute kamen. Sie konnten sich besonders gut vermehren und so starben viele befallene Bäume ab. In den Monokulturen herrschten für den Buchdrucker also sozusagen Bedingungen wie im Schlaraffenland. In Mischwäldern haben Schädlinge es viel schwerer sich auszubreiten. Das liegt einerseits daran, dass Schädlinge meist nur auf eine oder wenige Baumarten spezialisiert sind. Wenn eine Baumart von einem Schädling vernichtet wird, verschwindet somit nicht gleich der ganze Wald. Und zum anderen liegen die Individuen einer Baumart in einem Mischwald viel weiter auseinander, meist außerhalb der Reichweite, innerhalb derer ein Schädling sich ausbreitet, sodass ein Schädlingsbefall oft lokal begrenzt bleibt.

Welche Strategien gibt es, wonach der Waldumbau erfolgen könnte?

  • Einige Ansätze gehen davon aus, diejenigen Baumarten zu verwenden, die heute schon heimisch sind, aber Saatgut aus Regionen weiter südlich zu verwenden, also aus Umgebungen, in denen die Klimaverhältnisse heute schon so sind, wie sie in Zukunft vermutlich hierzulande sein werden. In ihrer Herkunftsregion haben die Populationen sich an die klimatischen Verhältnisse genetisch angepasst und werden deshalb hoffentlich auch hier mit den erwarteten Bedingungen besser zurecht kommen.
  • Andere Ansätze setzen auf andere Baumarten aus anderen Regionen, z. B. Douglasie, Robinie und Roteiche. Teilweise wird auch mit mediterranen Arten experimentiert.
  • Andere Ansätze erforschen eine Beimpfung der Waldböden mit Pilzsporen aus trockeneren Regionen. Pilze gehen mit ihrem Myzelgeflecht eine Symbiose mit den Wurzeln der Bäume ein, eine sog. Mykorrhiza. Diese symbiotische Beziehung könnte die Bäume widerstandsfähiger machen.
Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig
Von Experte realfacepalm bestätigt

Hallo,

lass dir sagen:

Den gibt es nicht!

War es wohl schon in der Vergangenheit ein Fehler, viel zu sehr auf eine einzige Baumart zu setzen - das war die Fichte, die aus dem kühlen Gebirgsklima stammt und vom Menschen weit hinaus überall hin in das wärmere Flachland gebracht wurde.

Eine Zeitlang ging das gut, es gelang, sie gegen ihre wärmeliebenden Gegenspieler zu verteidigen, beispielsweise die Borkenkäferarten. Aber nachdem das Klima nun noch wärmer wird, ist das aussichtslos geworden.

Und dieses Beispiel sollte uns zeigen, dass es verkehrt ist, auf eine einzige Baumart zu setzen, egal wie der Standort aussieht.

Selbst wenn die Natur die Baumart Rotbuche in den letzten 10.000 Jahren nach der letzten Eiszeit sehr bevorzugt hat und ihr ohne den Einfluss des Menschen auf dem allergrößten Teil der Standorte die dominierende Rolle zugewiesen hätte: auch das wird aufgrund des veränderten Klimas nicht mehr funktionieren! Auch wenn wir nun die Buche wieder überall dorthin zurück brächten wo sie ehemals gewachsen wäre, dann könnte sie dort in Zukunft nicht mehr überall wachsen.

Wir müssen uns daher bei der der Baumartenwahl den Standort ganz genau ansehen. Mancherorts mag es genügen, von der Fichte wegzukommen und wieder auf die Buche zu setzen, andernorts wird es inzwischen auch der Buche zu warm geworden sein. Und wir müssen auch berücksichtigen, dass ich eine neue Buchengeneration nur im Schutz eines noch vorhandenen Altbestandes (der auch noch mindestens 2-3 Jahrzehnte bestehen bleibt!!) begründen kann, auf der Kahlfläche kann die Buche nicht wachsen. Wenn dies nicht gewährleistet ist, muss ich für die nächste Generation auf andere Baumarten ausweichen. Je nach Standort (Boden und Klima, Wasserrversorgung etc) könnten dies zB Eiche, Edellaubhölzer wie Ahornarten oder Fremdländer wie Douglasie sein. Wärmeliebende einheimische Arten wie Elsbeere, Speierling müssen dabei natürlich vermehrt Berücksichtigung finden, nicht nur dort, wo zukünftig auch die Buche nicht mehr möglich ist. Und, wir müssen neue Baumarten aus wärmeren Gegenden integrieren, wie Baumhasel, Französischen Ahorn, Zerr- und Flaumeiche, Baumhasel,...

Alles aber immer nur dort, wo der Standort für die jeweilige Art passt.

Ehrenluxus 
Fragesteller
 05.05.2024, 02:00

Aber welcher ist es denn nun? Danke

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Pomophilus  05.05.2024, 02:16
@Ehrenluxus

Ich zitiere mich selbst:

Den gibt es nicht!

Wie gesagt, es gibt nicht den einen. Es kommt auf den Standort an. Der größte Fehler in der Vergangenheit war es, überall dieselbe Baumart zu pflanzen, egal, ob sie auf dem jeweiligen Standort passte oder nicht. Das kann man man nicht dadurch beheben, dass man auf eine einzige andere Baumart setzt. Diese würde genauso mancherorts passen, andernorts nicht.

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Klimabäume sind Bäume, welchedie besten Optionen haben sich dem Klimawandel anzupassen.

Klimabäume: Erklärung & Arten für den Garten - Plantura

Ich bevorzuge nicht DEN Klimabaum, sondern DEN Mischwald aus verschiedenen Arten.

Ehrenluxus 
Fragesteller
 05.05.2024, 02:00

Aber welcher ist es denn nun? Die Rubinye? Danke

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Pomophilus  05.05.2024, 02:28
@Ehrenluxus

Rubinie ist eines von vielen Mosaiksteinchen. Sie passt auf vielen sehr trockenen Standorten, wo andere Baumarten zukünftig gar nicht mehr wachsen können. Aber sie macht auch Probleme, verdrängt heimische Baumarten und wir wissen nicht, welche Schädlinge dieser aus Nordamerika stammenden Baumart in den nächsten Jahren hier noch aus dem Ursprungsgebiet eintreffen und sich hier wohler fühlen werden als Zuhause. Entsprechende Beispiele gab es in der Vergangenheit: Weimouthkiefer und Blasenrost, drüben ungefährlich für den Baum, hier tödlich. Hätten wir auf die Weimouthkiefer als einzigen "Zukunftsbaum" gesetzt, hätten wir heute wohl keinen Wald mehr. Deshalb Neuankömmlinge immer nur vorsichtig, punktuell einsetzen.

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WAYKOW  05.05.2024, 11:53
@Ehrenluxus

Es ist nicht der eine Baum.

Monokulturen waren schon immer schlecht. Dadurch können sich Krankheiten und Schädlinge stärker vermehren.

z.B. der Eichenprozessionsspinner ist eigentlich kein großes Problem, es sei denn er findet eine Eichenmonokultur in der er sich nach Lust und Laune vermehren kann.

Der Klimabaum ist damit der Mischwald

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